Der Europäische Standard EN 301 549 für Barrierefreiheit

Die Europäische Kommission hat am 12. August 2021 einen entscheidenden Schritt zur Förderung der digitalen Barrierefreiheit unternommen, indem sie die neueste Version der EN 301 549 – die Version 3.2.1 – im Europäischen Amtsblatt veröffentlichte. Diese Norm stellt nun die maßgebliche Richtlinie für öffentliche Stellen des Bundes dar, um digitale Inhalte inklusiver und zugänglicher zu gestalten.
Inhalt

Was ist die EN 301 549?

Die EN 301 549 ist eine europäische Norm, die Anforderungen an die Barrierefreiheit von Hardware, Software, Websites, mobilen Anwendungen und elektronischen Dokumenten, einschließlich PDFs, definiert. Sie ist entscheidend, um sicherzustellen, dass digitale Angebote für alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen, zugänglich sind. Derzeit ist die Norm nur unter einer englischen Version abrufbar.

Entwicklung der EN 301 549 bis zur aktuellen Version 3.2.1

Die EN 301 549 hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen, um zu ihrer heutigen Form, der Version 3.2.1, zu gelangen. Ursprünglich eingeführt als Antwort auf das wachsende Bedürfnis nach universeller Zugänglichkeit im digitalen Raum, hat sich die Norm stetig weiterentwickelt, um den sich ändernden Technologien und Nutzerbedürfnissen gerecht zu werden.

Die frühen Versionen der Norm fokussierten hauptsächlich auf grundlegende Zugänglichkeitsanforderungen. Mit der Zeit und durch fortschrittlichere technologische Entwicklungen kamen jedoch detailliertere und spezifischere Anforderungen hinzu. Besonders die Integration von Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 in die neueren Versionen unterstreicht das Bestreben, eine umfassende und übergreifende Barrierefreiheit in digitalen Produkten und Dienstleistungen zu gewährleisten.

Version 3.2.1 der EN 301 549 repräsentiert den aktuellen Stand dieser Entwicklung. Sie berücksichtigt nicht nur die technische Zugänglichkeit, sondern auch die Benutzerfreundlichkeit und Verständlichkeit von digitalen Inhalten, was sie zu einem integralen Bestandteil der digitalen Barrierefreiheit macht. Die kontinuierliche Aktualisierung der Norm stellt sicher, dass sie mit den neuesten digitalen Trends und Anforderungen Schritt hält und somit eine dauerhafte Relevanz im Bereich der digitalen Zugänglichkeit behält.

Übergangsfrist und Anpassung

Die Einführung einer Übergangsfrist bis zum 12. Februar 2022 für öffentliche Stellen zur Anpassung ihrer digitalen Angebote an die EN 301 549 spiegelt das wachsende Bewusstsein und den zunehmenden Druck wider, digitale Barrierefreiheit zu einem integralen Bestandteil des öffentlichen Sektors zu machen. Diese Frist war entscheidend, um eine systematische Überarbeitung und Optimierung von Websites, mobilen Anwendungen und insbesondere von elektronischen Verwaltungsprozessen zu ermöglichen, sodass sie den aktualisierten Anforderungen der Norm entsprechen.

Die Bedeutung für PDF-Dokumente

In Kapitel 10 der aktuellen Fassung der EN 301 549 V3.2.1 werden spezifische Anforderungen für die Barrierefreiheit von PDF-Dokumenten detailliert aufgeführt. Diese Anforderungen zielen darauf ab, sicherzustellen, dass PDF-Dokumente für alle Nutzergruppen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, vollständig zugänglich und nutzbar sind. Einige der wesentlichen Anforderungen umfassen:

  1. Textalternativen für Nicht-Text-Inhalte: Jedes Bild, jede Grafik oder andere nicht-textuelle Elemente in einem PDF müssen mit einer alternativen Textbeschreibung versehen sein, damit sie von Screenreadern korrekt interpretiert werden können.
  2. Strukturierte Inhalte: Die Inhalte in einem PDF müssen strukturiert sein, um eine logische Lesereihenfolge zu gewährleisten. Dies beinhaltet die korrekte Verwendung von Überschriften, Listen, Tabellen und anderen strukturellen Elementen.
  3. Barrierefreie Formulare: Wenn ein PDF interaktive Formulare enthält, müssen diese so gestaltet sein, dass sie von allen Nutzern, einschließlich derer mit assistiven Technologien, ausgefüllt werden können.
  4. Lesbare und anpassbare Texte: Der Text in PDF-Dokumenten muss so formatiert sein, dass er von Screenreadern gelesen und bei Bedarf vergrößert werden kann, ohne dass Informationen verloren gehen.
  5. Farbkontrast und -gebrauch: Farben dürfen nicht als einzige Informationsquelle verwendet werden, und der Kontrast muss für eine gute Lesbarkeit ausreichend hoch sein.
  6. Verwendung von Metadaten: Metadaten wie Titel, Sprache und andere beschreibende Informationen müssen korrekt und konsistent verwendet werden, um die Orientierung und das Verständnis zu erleichtern.

Diese und weitere Anforderungen der EN 301 549 V3.2.1 stellen sicher, dass PDF-Dokumente nicht nur den technischen Zugänglichkeitsstandards entsprechen, sondern auch inhaltlich zugänglich und für die Nutzer praktisch anwendbar sind. Die konsequente Anwendung dieser Norm ist entscheidend, um eine inklusive digitale Umgebung zu schaffen, in der jeder Nutzer unabhängig von individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen Zugang zu Informationen und Diensten hat.

Integration von PDF/UA und WCAG 2.1

Die Integration des PDF/UA-Standards (DIN ISO 14289-1) in den Kontext der EN 301 549 verdeutlicht die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise an digitale Barrierefreiheit. PDF/UA stellt sicher, dass PDF-Dokumente nicht nur technisch zugänglich sind, sondern auch inhaltlich verständlich und nutzbar bleiben. Diese Standards arbeiten Hand in Hand mit den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1, um ein breites Spektrum von Nutzungsanforderungen und -bedingungen abzudecken.

Bedeutung für Entwickler und Gestalter digitaler Inhalte

Mit der Aktualisierung der EN 301 549 werden Entwickler und Gestalter digitaler Inhalte stärker in die Verantwortung genommen, sich mit den neuesten Standards der digitalen Barrierefreiheit auseinanderzusetzen. Dies gilt insbesondere für PDF-Dokumente, die häufig in der elektronischen Vorgangsbearbeitung und Aktenführung eingesetzt werden. Die Einhaltung dieser Standards ist nicht nur eine Frage der gesetzlichen Compliance, sondern auch ein Ausdruck von sozialer Verantwortung und Engagement für Inklusion.

Zukünftige Entwicklungen

Die Flexibilität der BITV 2.0, die sich auf die jeweils aktuellen, in der EU veröffentlichten harmonisierten Normen bezieht, ermöglicht eine schnelle und effiziente Implementierung zukünftiger Anpassungen der Normen in die Praxis. Dies stellt sicher, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen mit den technologischen Entwicklungen Schritt halten können, ohne dass ständige Überarbeitungen der BITV 2.0 erforderlich sind.

Fazit

Die EN 301 549 in ihrer neuesten Version markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu verbesserter digitaler Barrierefreiheit. Für die Erstellung barrierefreier PDF-Dokumente bedeutet dies eine verstärkte Ausrichtung an etablierten Standards, um eine umfassende Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für alle Menschen sicherzustellen. Dies schließt ein breites Spektrum von Aspekten ein, wie die korrekte Verwendung von Tags, die Einbettung von Alternativtexten für nicht-textuelle Inhalte und die Sicherstellung, dass Dokumente vollständig und korrekt mit Screenreadern und anderen assistiven Technologien verwendet werden können.

Sie möchten Ihre PDFs barrierefrei gestalten lassen?

Sie möchten Ihre PDFs barrierefrei gestalten lassen?